Ausstellung in St. Ottilien: “Kohle, Dampf und Weihrauch” – nur noch bis 15.08.2011

St. Ottilien und die Eisenbahn

von Andreas Janikowski
Zwölf Jahre nachdem sich die Missionsbenediktiner in St. Ottilien niedergelassen hatten, eröffnete die Königlich Bayerische Staatsbahn im Jahre 1898 eine Localbahn von (Augsburg-) Mering über Geltendorf nach Weilheim ("Ammerseebahn"). Das in stetigem Wachstum begriffene Kloster St. Ottilien hatte den Streckenverlauf durch das Quellgebiet der Paar, das Emminger und Pflaumdorfer Moos erreicht.

Schon zu Beginn hatte die Ottilianer Haltestelle auch ein Güterladegleis erhalten, was den Bau der Klosterkirche (1897-1899) erleichterte. Nach zehn Jahren hatte sich die Ammerseebahn zur wirtschaftlichsten aller bayerischen Localbahnen entwickelt. 1898 musste im nahen Geltendorf gleichzeitig ein Kreuzungsbahnhof mit der schon 1872/73 in Betrieb genommenen Mittelschwabenbahn von München nach Memmingen gebaut werden. Der Verkehr beider Strecken entwickelte sich so stark, dass die Kreuzung beider Bahnen 1907 mit einem Brückenbauwerk niveaufrei gestaltet wurde. Die Ammerseebahn avancierte 1912 zu einer eingleisigen Hauptbahn.

Die Bedeutung dieser Strecke lag neben ihrem lokalen Personen- und Güterverkehr auch in einer Umleitungsmöglichkeit für die stark belastete Strecke von München nach Augsburg, in einer schwäbischen, den Großraum München meidenden Verbindung in die Bayerischen Alpen; nicht zuletzt wurde sie zu einer beliebten Ausflugsstrecke für die Augsburger. Bis zur Auflösung der Bundesbahndirektion Augsburg 1971 gehörten die Streckenebschnitte im Gebiet um die Benediktinererzabtei stets zum Augsburger Eisenbahndirektionssitz.

Die politische Benachteiligung der Eisenbahnen seit den 1960ziger Jahren brachte eine Vernachlässigung im ländlichen Schienennetz mit sich, so auch bei der Ammerseestrecke, die zuletzt Mitte der 1930er Jahre modernisiert worden war. Spürbar wurde dies in Bezug auf Streckenunterhaltung, Fahrplangestaltung und Geschwindigkeiten. Daneben aber wurde Geltendorf 1972 Endpunkt der am stärksten belasteten S-Bahn-Linie des neu errichteten Münchener S-Bahn-Netzes. 1970 war der Abschnitt Mering-Geltendorf elektrifiziert worden.

Auf der Ammerseebahn verkehrten die letzten Dampflokomotiven im Jahre 1971, der letzte Fernschnellzug 1991, der Güterverkehr endete 2001. Zwischen Geltendorf und Weilheim fahren seit Ende 2008 einzig die Triebwagen der Bayerischen Regiobahn, welche über beide Abschnitte der Ammerseebahn und darüber hinaus von Augsburg bis Schongau wesentlich verbesserte Fahrtmöglichkeiten bieten.

Die in der Klostergalerie St. Ottilien stattfindende Ausstellung zeigt neben der Entwicklung der örtlichen Bauten und der allgemeinen eisenbahntechnischen Anlagen die hier in den verschiedenen Zeitabschnitten eingesetzten Eisenbahnfahrzeuge und typische, dem Eisenbahner, dem Pendler oder Reisenden vertraute Exponate. Es sind Fahrkarten, Dokumente und historische Fotos zu sehen, ferner mehrere Modelleisenbahn-Doramen, welche ein konkretes Bild der frühen Ottilianer Eisenbahnlandschaft wiedergeben.

Die Ausstellung befindet sich im Gebäude des Klosterladens von St. Ottilien und läuft vom 16. Mai bis 15. August 2011.

Öffnungszeiten:

  • Montag bis Samstag von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr (Samstag nur bis 16 Uhr)
  • Sonn- und Feiertag von 10.30 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr

 

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